Montag, 11. Juni 2018

Gedichtvergleich ,,Untreu" und ,,Lied"


In dem folgenden Gedichtvergleich werde ich die Texte ,,Lied” von Joseph von Eichendorff und ,,Untreu” von August Stramm vergleichen. Ich werde dazu erst beide Gedichte einzeln analysieren, um sie im Anschluss zu vergleichen.

Das im Jahre 1813 veröffentliche Gedicht ,,Lied” (später auch unter ,,Das zerbrochene Ringlein veröffentlicht”) von Joseph von Eichendorff, ist in die Epoche der Romantik einzuordnen. Für diese gibt es die typischen Grundthemen Gefühle, Individualität und Leidenschaft, wobei dabei auch die Motive der Todessehnsucht, Fernweh und Einsamkeit aufgegriffen werden. Die wiederkehrenden Schauplätze sind dabei die Natur, ruinenhafte Gebäude und Friedhöfe. Die Romantiker lehnen die Wissenschaft sowie die Industrialisierung ab, sie gilt als Phase des Umbruchs. Sie entfernen sich von der Verstandesorientierung, wobei sie im Gegenzug das individuelle Gefühl und die Flucht in den Traum hervorheben. Dass diese Merkmale auf Eichendorffs Gedicht zutreffen, wird sich im weiteren Verlauf der Analyse zeigen.
Formal gliedert sich das Gedicht in 5 Strophen mit je 4 Versen. Das Metrum ist der Jambus, welcher sehr rhytmisch wirkt. Man kann ihn auch mit einem schlagenden Herz vergleichen. Andererseits betont er, zusammen mit dem Kreuzreim, die Ordentlichkeit und Monotonie, welche die Gefühlslosigkeit und Kälte darstellt. Diese Struktur wird von einem unreinen Reim in Strophe 1 und 5 unterbrochen (Z.1+3:Grunde±verschwunden sowie Z. 17+19:gehen±sterben). Das lenkt den Fokus auf diese Strophen, da in beiden das Mühlrad vorkommt, welches für den Teufelskreis steht, in dem sich das lyrische Ich befindet. Dies sind die formalen Anzeichen von Unruhe und Aufgewühltheit.
Dieses Durcheinander wird in der sprachlichen Gestaltung nochmal um Einiges sichtbarer. Dass die Gefühle des lyrischen Ich´s verletzt wurden, wird mit der Metapher ,,Mein Ringlein sprang entzwei” (vgl. Z.8) deutlich, denn damit ist das zerbrochene Herz gemeint. Der Ring wurde außerdem als rhetorische Figur eingesetzt, wobei er Treue, Ewigkeit und Liebe ausdrückt. Da der Ring in dem Gedicht zerbrochen ist, scheint das lyrische Ich einsam zu sein. In den ersten Strophen wird also sowohl der Ehebruch angesprochen, welchen man auch mit Untreue verbinden könnte als auch die Sehnsucht nach den den Zeiten vor dem Bruch. Diese Sehnsucht wird durch einer weiteren rhetorischen Figur, dem Mühlrad, symbolisiert. Das Rad steht für Unendlichkeit und immer wiederkehrende Erinnerungen. Ab der 3. Strophe werden dann die Folgen dieses Bruchs angesprochen. Das Motiv des Fernwehs wird hier durch den übermäßigen Freiheitsdrang des lyrischen Ich´s eingebunden. Dieser wird vor allem in der 3.Strophe deutlich, in der er seine Reisepläne anspricht sowie den Ausbruch aus dem Alltag (vgl. Z.10 ,,Weit in die Welt hinaus”). Diese innere Unruhe dramatisiert sich in der 4.Strophe, da die ,,blut´ge Schacht” (vgl.Z.14) den Konflikt zwischen der Trauer um die Verflossene und dem Wunsch nach einer sorglosen Zukunft darstellt. Dieser Kampf droht ihn innerlich zu zerreißen. Er wird von seinen Gefühlen und seiner Leidenschaft übermannt und kann nicht mehr klar denken. Dass er letztendlich daran zu Grunde geht und kein glückliches Leben mehr führen kann, zeigt die letzte Strophe. Die Todessehnsucht/Suizidgedanken des lyrischen Ich´s werden deutlich mit den Worten ,,ich möcht´am liebsten sterben” unterstrichen. Das Mühlrad als der innere Teufelskreis wird abermals verwendet, das lyrische Ich sieht also als letzten Ausweg aus seiner Misere den Tod.

Das zweite Gedicht ,,Untreu” wurde 1915 von August Stramm veröffentlicht und lässt sich in die Epoche des Expressionismus einordnen. Der Titel bekommt eine besondere Bedeutung, da allein er das Thema des Gedichts anspricht, welches sich aus dem Text heraus sonst nur vermuten lassen könnte. Die literarischen Themen des Expressionismus, die hier aufgegriffen werden, sind u.a. die Beziehungen aller Menschen untereinander, Empfindungen des Verlorenseins sowie Isolation und Entfremdung und die Mitteilung von Gefühlen. In der Realität standen die Menschen dem technischen Fortschritt eher skeptisch gegenüber.
Formal besteht das Gedicht aus nur einer Strophe mit 12 Versen. Diese gliedern sich in 4 Sätze, bei welchen Interpunktion nur am Satzende verwendet wird, obwohl sie dazwischen teilweise notwendig wären (Sinnzusammenhänge besser erkennbar). Es gibt weder Reime, noch ein bestimmtes Metrum. Dieses paradoxe Strukturprinzip ist ein typisches Merkmal des Expressionismus. Diese formalen Aspekte unterstreichen die Impulsivität des lyrischen Ich´s als es seine Frau beim Fremdgehen erwischt. Es kann seine Gedanken nicht koordinieren und die teilweise ,,abgehackt” wirkenden Sätze zeigen das Entsetzen/Erstarren beim Anblick dieser Situation.
Inhaltlich sticht ein weiteres Kennzeichen der Epoche heraus und zwar die Abfolge von Bildern, d.h. man reiht Eindrücke einander. Stramm beschrieb die Situation vor allem bildlich gesehen durch das Aussehen der Frau, wobei er auf viele Körperteile eingeht (Lippen, Augen, Hände, Kleidung).
Die am Häufigsten verwendeten Stilmittel des Expressionismus sind die Metapher und der Neologismus, welche sich zusammen mit der Personifikation auch in diesem Gedicht wiederspiegeln. Zu Beginn wird direkt eine Personifikation zur Darstellung der Gefühlsfülle durch die überwältigende Erfahrung des lyrischen Ich´s eingesetzt. Indem das ,,Lächeln” in seiner ,,Brust weint” (vgl. Z.1), zeigt das lyrische Ich, dass es im Konflikt zwischen der einstigen Liebe zu seiner Frau und der heutigen Trauer und Kälte steht. Durch die ungewohnte Kombination vom positiven ,,Lächeln” und dem negativen ,,weint” wird die Disharmonie zwischen den beiden verdeutlicht. Dadurch dass, ,,die gluverbissenen Lippen eisen (vgl. Z.2) wird dem Leser verbildlicht, dass das lyrische Ich seine Frau im Flagranti erwischt hat. Denn es entsteht abermals ein Widerspruch zwischen dem leidenschaftlich besetzten Wort ,,glutverbissen” und dem Neologismus ,,eisen”, der für inneres Erkalten des lyrischen Ich´s steht. Durch die eben genannten Stilmittel wird das Durcheinander an Gedanken im Kopf des lyrischen Ich´s betont. Mit dem Neologismus ,,Laubwelk” (vgl.Z.3) wird dargestellt, dass der Atem nicht mehr ganz frisch ist (wie welkes Laub). Das symbolisiert den Verfall/ Tod in Bezug auf das Absterben von Gefühlen von Seiten des lyrischen Ich´s. Indem der ,,Blick versargt” (vgl. Z.4) verdeutlicht Stramm, dass dieser Augenblick ein Bild der Endgültigkeit ist, denn das man wird den Blick nie vergessen. Die Geliebte zeigt sich dadurch geschockt und starr. Sie ,,hastet polternd Worte drauf” (vgl.Z.6), wodurch sie sich erklären will, aber diese Worte machen das Ende der Beziehung nur noch endgültiger. Das Wort ,,hastet” zeigt wieder die Verwirrung, die durch den Schock und die vielen Gedanken entsteht.
Die Metapher ,,Bröckeln nach die Hände” veranschaulicht den weiteren Zerfall der Beziehung, da die Hände der Geliebten zu spät von dem Nebenbuhler loslassen. Jegliche Hoffnung des
Vertuschens ist hiermit zerstört; das Verhältnis zerfällt zu Staub.

Beim Vergleich der beiden Gedichte wird deutlich, dass das Motiv der Untreue zwar gleich ist, aber unterschiedlich umgesetzt wurde. Eichendorff legt den Fokus auf die Gefühle des lyrischen Ich´s nach der Trennung, wobei vo rallem die Folgen auf die verlassene Person näher geschrieben werden. Stramm befasst sich mehr mit dem direkten Zustand während des Fremdgehens, wobei weniger Aktion, sondern mehr Beschreibung durch den Augen des Verlassenen ausgeübt wird. Bei den Verflossenen handelt es sich immer um Frauen, die ihren Mann (das lyrische Ich) zurücklassen.
Die wesentlichsten Unterschiede sind in der formalen Gestaltung zu finden, da das Gedicht,,Lied” schon fast ein Volkslied ist, ,,Untreu” jedoch völlig unstrukturiert auftritt. Eichendorff wollte damit inhaltlich mehr auf die Überlegungen und Pläne des Verlassenen eingehen, wobei Stramm die komplette Überraschung und Verwirrung einsetzt (vor allem durch abstrakte Gestaltung). Die sprachliche Gestaltung durch Stilmittel (wie z.B. Metapher) ist allerdings relativ ausgeglichen. Die Unterschiede lassen sich auf die Epochen zurückführen. Romantik und Expressionismus verbindet zwar die Ablehnung der Neuerungen und der Industrialisierung sowie der Fokus auf Gefühle, allerdings steht bei ,,Lied” der psychische Konflikt im Mittelpunkt, während ,,Untreu” Leidenschaft und Wahnsinn verkörpert. Abschließend kann man das Motiv der Untreue bei Eichendorff eher durch die Folgen auf das lyrische Ich betrachten, dessen Psyche ihn bis zum Selbstmord führt. Bei Stramm wird auf die direkte Situation des Fremdgehens wert gelegt, in der der Mann völlig perplex ist.



Sonntag, 10. Juni 2018

 Analyse - Der goldene Topf (1814)


Ich habe mich mit dem Auszug aus der Novelle von E. T. A. Hoffmann „Der goldene Topf“ (1814) beschäftigt. Die Novelle ist eine romantische Erzählung und kann in die literarische Gattung der Märchen eingeordnet werden. In einer ersten Deutungshypothese lässt sich sagen, dass der Text von einem jungen Studenten namens Anselmus handelt, an derem gesunden Geisteszustand man schon beim ersten Lesen des Textes zweifeln kann.
Wir erfahren, dass sich der junge Student am Abend unter einem Holunderbaum befindet. In seiner unmittelbaren Nähe hört er Geräusche, und es stellt sich heraus, dass diese von drei Schlangen kommen, die sich durch das Geäst des Holunderbaumes bewegen. Hier versucht der Autor, das Verhalten der Tiere in Worte zu fassen: „Zwischendurch – zwischenein – zwischen Zweigen, zwischen schwellenden Blüten [...]“ (Zeile 15-24). Er erfasste den Blick von einen dieser Schlangen und entwickelt deutlich Gefühle für sie: „[…] und Anselmus sah, wie eine Schlange ihr Köpfchen nach ihm herabstreckte. Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag, er erbebte im Innersten [...]“ (Zeile 41-44). Dann sprechen nacheinander der Holunderbaum, der Wind und die Sonne zu ihm. Schließlich geht die Sonne unter, eine weitere Stimme, diesmal weiter entfernt, spricht zu ihm und dann verlassen die Schlangen den Holunderbaum.
Um die Struktur des Textes zu beschreiben, kann man sagen, dass er nicht keine eindeutige Gliederung hat, wenngleich er in einzelne Abschnitte unterteilt ist. Die Novelle zeigt in diesem Auszug wenig Spannung, jedoch könnte man an der Stelle, an der Anselmus Gefühle für die Schlange entwickelt, einen Höhepunkt festmachen. In dem Text finden wir im besonderen Maße Metaphern, Übertreibungen, Personifikationen, von denen ich einige im folgenden nennen werde. Die Metaphern und Übertreibungen zeigen, dass Anselmus eine sehr Gefühlvolle Person ist und die Personifikationen verdeutlichen die Naturverbundenheit, die der Autor anscheinend zwischen Anselmus und den personifizierten Dingen aufbauen will.
Metapher: „[…] als schüttle der Abendwind die Blätter [...]“ (Zeile 6-7); „[…] es war, als ertönte die Blüten wie aufgehangene Kristallglöckchen[…] (Zeile 10-11); „[…] Dreiklang heller Kristallglocken […] (Zeile 29-30)
Übertreibungen: „[…] unaussprechliche Sehnsucht […] (Zeile 46); „[…] nie gekanntes Gefühl der höchsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes seiner Brust zersprengen […] (Zeile 46-48); „Und wie er voll heißem Verlangens immer in die holdseligen Augen schaute […] (Zeile 49-50); „[…] in tausend Flämmchen […]; „[…] wurde heißer die Sehnsucht, glühender das Verlangen.“ (Zeile 68-69); „[…] war wie herrlicher Gesang von tausend Flötenstimmen[...]“ (Zeile 72)
Personifikationen: „Der Holunderbusch rührte sich und sprach:“ (Zeile 55); „Der Abendwind strich vorüber und Sprach:“ (Zeile 59); Die Sonnenstrahlen brachen durch das Gewölk, und der Schein brannte wie in Worten:“ (Zeile 62-63)
„Der goldene Topf“ ist eine typische Erzählung der Romantik, da sie viele Ideen dieser literarischen Epoche aufgreift. Die romantischen Dichter hielten nicht viel von der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und strebten nach Geheimnisvollen Dingen und mythischen Welten. (vgl. Quelle: wortwuchs.net). Das zeigt sich auch in dieser Novelle, wenn beispielsweise Nicht-Lebende Dinge Sprechen können, oder Tiere ganze Worte von sich geben können. Für diese Zeit ist es üblich, und besonders auch für den Autor E. T. A. Hoffmann, Unheimliches in die Erzählungen mit einfließen zu lassen, was möglicherweise auch das Verhalten zwischen Anselmus und der Schlange erklären könnte.
Meine anfängliche These, Anselmus sei nicht bei klarem Verstand, konnte ich zumindest in dieser Analyse nicht ausdrücklich widerlegen. Jedoch könnte man in diesem Fall mit den Merkmalen der Romantik argumentieren, die ich eben bereits angeführt habe.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Gedichtvergleich ,,Untreu" und ,,Lied"

Aspekte
,,Lied”
,,Untreu”
Beschreibung der ursprünglichen Situation
-sie hat Treue geschworen und besiegelte diese mit einem Ring
-er liebte sie sehr leidenschaftlich
Beschreibung der Untreue
-sie hat die Treue gebrochen (wie wird nicht näher erläutert), dann verließ sie ihn und ließ ihn allein zurück
-sie hat mit einem anderen Mann geschlafen; das Gedicht beschreibt das Verhalten/Auftreten der Fremdgängerin als ihr Mann sie mit jemand anderem im flagranti erwischt hat.
Gefühle als Folge der Untreue
Sehnsucht (Zurückblicken auf alte Zeiten), Freiheitsdrang, Verwirrung (von Gefühlen für seine Ex übermannt) und Hoffnungslosigkeit (kein Ausweg aus dem Gedankenchaos), innere Zerissenheit , (Herz)schmerz= gleichzeitig verbindet er die Gedanke an sie mit Käkte und Trauer
-die Situation erscheint beiderseits als unangenehm
-der Erzähler ist völlig durcheinander, kann keinen klaren Gedanken fassen
-er ist wie erstarrt= Schock
-Gefühl des inneren Erkaltens des lyrischen Ich`s gegenüber der Ex-Geliebten
=überwältigende Erfahrung, Gefühlsüberfülle
=WIDERSPRUCH ZWI. LEIDENSCHAFT&KÄLTE
Handlungen als Folge der Untreue
-das Ringlein als Inbegriff der Treue zerbrach;
ansonsten keine direkte Angabe von Handlungen, nur Gedanken:
-Ausbruch aus gewohnter Welt (Reisefieber/Fernweh)=
= Auslebung neuer, kurzweiliger Lebenslust
-Todessehnsucht/ Suizidgedanken nach Scheitern am Konflikt zwi. Vergangenheit und Zukunft (allein)
-die Hände der Frau lassen beim Erblicken des Mannes nur langsam vom Liebhaber ab, jegliche Hoffnung des Vertuschens zerstört= Beziehung zerfällt zu Staub
-die Frau versucht sich ihrem Mann zu erklären, aber es hat keinen Sinn mehr, die Beziehung ist tot
=keine weitere Beschreibung wie es weitergeht, lediglich der Moment (keine Reaktion wie Weinen, Schreien ...)


Formale Aspekte, die die Gestaltung des Motivs unterstreichen
-Metrum: Jambus= sehr rythmisch: wie schlagendes Herz
-Kreuzreim= wirkt ordentlich=dadurch kalt und gefühlslos
- Kreuzreim wird von Unstimmigkeit (abcb; unreiner Reim) in Strophe 1&5 unterbrochen (Z.1+3:Grunde±verschwunden )
(Z. 17+19:gehen±sterben)= Unruhe und Aufgewühltheit, Fokus auf diese Strophen (in beiden kommt das Mühlrad vor, welches für den Teufelskreis steht, in dem sich das lyrische Ich befindet)
-Verzicht auf Strophengliederung
- 4 Sätze, Interpunktion nur am Satzende, obwohl dazwischen teilweise notwendig
- keine Reime, kein eindeutiges Metrum
= Ausdruck des Entsetzens und Erstarrens des lyrischen Ich´s, welches seine Gedanken, bei der Entdeckung der Untreue seiner Frau , nicht koordinieren/ ordnen kann.
-er ist sehr impulsiv
Sprachliche Aspekte, die die Gestaltung des Motivs unterstreichen
Rhetorische Figuren:
-Mühlrad: Verwendung zur Nahrungsmittelherstellung= Lebensexistenz, steht für Teufelskreis der Gedanken (Rad steht für Unendlichkeit)
-Ring: steht für Ewigkeit,Liebe und Treue
Metapher (Z.8:,,Mein Ringlein sprang entzwei) steht für das zerbrochene Herz
Metapher (Z.14: ,,blut´ge Schlacht”) steht für den inneren Konflikt zwi. Trauer um die verflossene und dem Wunsch sorgenlos ohne sie weiterzuleben =dieser dramatische Kampf scheint das lyrische Ich zu zerfetzen

Personifikation (Z.1:,,Lächeln weint”) zeigt Widerspruch zwi. Liebe+Freude & Trauer+negativen Gefühlen=
=die ungewohnte Kombination geht auf Differenz/Disharmonie zwi. den beiden Personen zurück
Neologismus (Z.2:,,Die glutverbissenen Lippen eisen”) zeigt Widerspruch zwi. ,,gluverbissen” (Ekstase/Leidenschaft) sowie ,,eisen”(inneres Erkalten, Härte)
Neologismus (Z.3,,Laubwelk”) ist ein Sinnbild des Verfalls/Tods in Bezug auf das Absterben von Gefühlen
Personifikation (Z.9-10:,,Frei buhlt dein Kleidersaum) steht assoziativ als Inbegriff der Untreue

Samstag, 2. Juni 2018

Gedichtvergleich "Die Eichbäume" und "Wald, Bestand an Bäumen, zählbar"

In diesem Gedichtvergleich möchte ich das Werke „Die Eichbäume“ von Friedrich Hölderlin und „Wals, Bestand an Bäumen, zählbar“ von Günter Erich gegenüberstellen.
Zuvor werde ich beide Gedichte nacheinander analysieren und dann zu einem Vergleich der Ergebnisse kommen.
Friedrich Hölderlin ist ein berühmter deutscher Lyriker, welcher sich bevorzugt mit der Bestimmung des Menschen und der Natur beschäftigt, ähnlich wie Goethe.
Das Gedicht „Die Eichbäume“ entstand in 1797, also gegen Ende der Klassik und anfangs der Romantik. Die romantischen Züge lassen sich in der „Sehnsucht nach etwas Fernen, Unerfüllbaren und Unerreichbaren“ finden.
Zu Beginn des Gedichts gibt es eine Anapher, welche hervorhebt, dass sich das lyrische Ich in einem Garten befindet, welcher von fleißigen Menschen gepflegt wird und als begrenzter Lebensraum beschrieben wird. Dann wandert es in die Berge, wo Eichen wie Götter zusammenleben. Diese Berge, wo die Eichen nur dem „Himmel gehören“ (V.5), sollen Sehnsucht nach der Weite der Außenwelt symbolisieren. Das lyrische Ich sehnt sich nach einer Gesellschaft ohne Machtausübung, Unterdrückung und Zwängen, jedoch ist es an das gesellschaftliche Leben gebunden und kann dem nicht einfach entweichen. Gleichzeitig wird auch der „Einsamkeit-Gesellschaft“ Gegensatz angesprochen.
Weiterhin typisch für die Romantik ist der Kontrast zwischen „Kulturlandschaft“ und „Naturlandschaft“. Denn die Natur in den Gärten lebt „geduldig und häuslich“ (V.2), was so viel bedeutet, dass die Pflanzen von Menschen gezüchtet und so heraufgezogen worden sind, wie es die Menschheit verlangt. Der Garten steht ebenfalls als Bild für eine Form der Gesellschaft, in der menschliche Bindungen existieren, welche vom lyrischen Ich jedoch auch als einengend empfunden werden. Die Eichenbäume in den Bergen hingegen, bilden ein Bild der Gemeinschaft, denn jene können unbeschwert und frei leben. Sie stehen ebenfalls als Symbol für das Allein-Stehen von großen Dingen, also für eine Gemeinschaft, in der jeder einzelne autark ist, in der sich aber alle freiwillig zu einem Miteinander bekennen.
Es existiert also die emotionale Bindung an die menschliche Gemeinschaft, welche das lyrische Ich wählt, gegenüber dem Wunsch nach Freiheit.
In diesem Gedicht ist das Verhältnis von Mensch und Natur ein sehr tiefes, denn es werden Apostrophen verwendet, wenn Bäume direkt angesprochen werden, und jene werden um ihre Freiheit beneidet. Die Ehrfurcht vor den mächtigen Eichen wird durch Vergleiche wie „Wie ein Volk von Titanen“ (V.4) verstärkt.
Es wird die Frage behandelt, warum sich ein Mensch anpassen und fügen muss, um in einer Gesellschaft überleben zu können und warum die Menschen nicht einfach wie die Eichen in einem „freien Bunde“ (V.13) zusammenleben können.
Wie in den Versen 4 – 13 nachzuvollziehen ist, sind die Eichbäume jedoch nicht nur ein Vorbild, sondern auch mächtige Titanen, die im Gegensatz zu dem Garten, die Menschen nicht brauchen. Denn sie gehören nur sich selbst und dem Himmel, welcher ihnen die Möglichkeit gibt, immer höher zu wachsen und noch mächtiger zu werden. Wenn die Eichenbäume nebeneinander wachsen, nehmen sie den Himmel komplett ein und er gehört ihnen. Sie sind also für die Welt wie zum Beispiel Sterne am Himmel, sie sind wichtig und bilden in gewisser Weise ihre eigene Welt. Es ist ein Lob der Größe und der Freiheit der Eichen, welche von der Zivilisation unberührt sind und frei zusammenstehen.
Das lyrische Ich wäre gerne selbst einer der Bäume, jedoch könnte er es nicht ertragen, wie ein Baum immer am selben Platz zu stehen und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Im selben Moment wünscht es sich jedoch, dass das gesellschaftliche Leben im nichts bedeutet, was in den Versen 14 – 17 nachzuvollziehen ist. Hier prägt Bewunderung zum Wald und der durch ihn repräsentierten Freiheit das Verhalten des lyrischen Ich. Am Ende überwiegt jedoch die emotionale Bindung an die menschliche Gemeinschaft, den Wunsch nach Freiheit.
Zu der häuslichen Natur wird in den Versen 2 -3 berichtet. In dem Bild des lyrischen Ichs leben Menschen und Natur friedlich zusammen und kümmern sich umeinander. Pflegt der Mensch den Garten, kümmert sich der Garten also auch um den Menschen. Zusammenfassend zu diesem Abschnitt lässt sich sagen, dass es hier um die Gärten als von Menschen kultivierte und domestizierte Natur geht.
„Die Eichenbäume“ lässt sich in die Gedichtform der Ode eingliedern, da es die Natur lobpreist.
Die Ode hat kein Reimschema und weist keine sichtbare, äußere Gliederung auf.
Trochäen und Daktylen sind unregelmäßig und gemischt, jedoch mit einem Auftakt und der Zeilenstil mit einigen Enjambements nimmt keinen besonderen Einfluss auf das Gedicht. 
Das Gedicht hat 17 reimlose Verse mit Hexameter als Versmaß. Die innere Bewegtheit und Engagement des lyrischen Ich zeigen sich maßgebend durch Ausrufe wie „Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges! (V.1), „Eine Welt ist jeder von euch“ als Inversion (V.12), Personifikationen wie zum Beispiel „da lebt die Natur“ (V.2) und Anaphern wie „Und ihr … Untereinander.“ (V.8-9). Zu dem finden sich auch Anreden wie „Aber ihr, ihr Herrlichen! (V.4), wertende Adjektive wie „mit gewaltigenArmen“ (V.10), Vergleiche „wie der Adler die Beute“ (V.9) und Metaphern wie zum Beispiel „Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen (V.7). 
Nun stellt sich jedoch die Frage nach dem historischen Kontext, unter welchem dieses Gedicht steht. Hier findet sich nämlich neben der am Anfang erwähnten Romantik auch der Zeitbezug zur Tradition der Aufklärung und Klassik. Die Eichen stehen für das Bild als Genie, das Zusammenleben der Eichen als Bild für das aufklärerische und klassische Ideal. Das heißt, die Individuen bilden aus freier Entscheidung heraus die Gemeinschaft, die Platz für Selbstverwirklichung und Geborgenheit bietet.

Nun möchte ich mich dem zweiten Gedicht widmen, welches den Titel „Wald, bestand an Bäumen, zählbar“ trägt und von Günter Eich im Jahre 1943 veröffentlicht wurde.
Hier geht es darum, dass ein Wald, um genau zu sein Merlins Zauberwald, zu einer bloßen Nutzfläche und wirtschaftlichen Rohstoffquelle schrumpft. Die kühle Luft der Bäume, die Stille oder der Zauber der Vogelrufe sind einfach nicht mehr wichtig. Der Wald ist zu einer „Zivilisationslandschaft“, zu einem Konsumort geworden, in welchem man Früchte sammelt, Hirsche schießt oder den Baumwuchs kontrolliert. Denn eine andere, märchenhafte Dimension „wollen wir (die Menschen) nicht mehr“ (V.12).
Auch in diesem Gedicht lassen sich viele sprachliche Mittel finden.
Zum einen wird die achte und neunte Zeile durch eine Alliteration verbunden. Dies erzeugt in diesem Kontext eine ganz besondere Wirkung, denn die bisher alle sehr negativ wirkenden Worte schließt er mit dem Begriff „Zivilisationsgesellschaft“ (V.8) ab und beginnt nun mit dem Begriff „Zauberlandschaft“ (V.9) einen neuen Abschnitt. Schon alleine dieses erste Wort in diesem Teil des Gedichts deutet darauf hin, dass sich jetzt nun von der Beschreibung des bloßen Ist-Zustandes abgewendet wird. Bisher wurde lediglich beschrieben, was gerade vorhanden ist, nun jedoch wird das Magische ins Spiel gebracht.
Dieser inhaltliche und formale Bruch wird direkt im nächsten Vers verstärkt, der noch eine weitere Bedeutung hat, außer gegenüber der scheinbar langweiligen Natur, eine gewisse Geringschätzung auszudrücken. Denn das „Einhorn“ (V.10) ist ähnlich wie der „Zauberwald“ (V.9) lediglich ein Konstrukt menschlicher Fantasie, was das lyrische ich durch die Ergänzung „(das Tier, das es nicht gibt)“ (V.10) klarstellen möchte. Dieser in Klammern gesetzte Zusatz hebt sich also sprachlich von dem vergangenen Zeilen ab. Wie wichtig dem lyrischen Ich die Nicht-Realität ist, wird auch dadurch klar, dass dieser Satz nach dem „ist“ im zweiten Vers der erste Satz ist, in dem ein Verb vorkommt und daher eher wie eine mündliche Ergänzung wirkt. Denn jedem ist bewusst, dass Einhörner nicht existieren. 
Jedoch sind Alliterationen und Wiederholungen nicht die einzigen Mittel, die sich finden lassen. Das Einsetzten von Superlativen wie „rentabelsten“ (V.3) verstärkt die Wirkung seiner Worte. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass die Menschen immer nach dem Besten und Größten streben, und dabei andere Aspekte ignorieren würden. Weiterhin lassen sich Kontraste wie „Schonung“ (V.2) und direkt darauf folgend „Abholzung“ (V.2) finden, welche besonders hervorstechen.
Ich springe zurück zum ersten Vers, wo die Aufmerksamkeit des Lesers sofort geweckt wird. Er verwendet hier nichts als Großbuchstaben, welche einzelne Worte formen, die er durch Kommata voneinander trennt. Ein ähnlicher Stil zieht sich auch über die nächste Zeile, hier wird die Groß- und Kleinschreibung wieder beachtet, die Form der Aufzählung bleibt.
An der groben Struktur und dem Mangel an Verben, lässt sich das Prinzip des Gedichts gut verstehen. Der Autor wendet sich gegen jede Formvorgabe, denn es ist weder ein einheitliches Reimschema, noch ein durchgehendes Metrum oder ein durchweg identisches Versmaß zu finden.
Darüber hinaus besteht das Gedicht nur aus einer einzigen, unregelmäßig gestalteten Strophe, die sich nur aus zwei Sätzen aufbaut. 
Entscheidend ist auch der Bezug des Gedichts zu seiner Entstehungszeit. Gegen Ende des Krieges, im Jahre 1945, erlebten die Menschen keine schöne Zeit. In Deutschland war die Nachkriegsstimmung sehr gedrückt, denn es gab zu viele Menschen, die es zu versorgen galt, aber zu wenige Ressourcen. So war es also die Folge, dass viele Menschen hungern mussten und die Bevölkerung nur noch in Ruinen wohnten, da der Krieg ihre Häuser zerstörte. Zudem waren die Menschen daran gewöhnt, auch nicht allzu viel Rücksicht zu nehmen. Es ging einfach nur ums Überleben und die Leute nahmen sich das, was sie bekommen konnten.
Im Vergleich zu den Städten und Siedlungen waren die Wälder und die Natur noch am geringsten zerstört, und so begann man sich an ihren Ressourcen zu bedienen. Um zu heizen wurde der erstbeste Baum geschlagen und auch um neue Häuser zu bauen und Industrien zu errichten, war das Holz der Bäume die beste Lösung. Hierzu findet man in dem Gedicht sogar ein konkretes Beispiel: „Papierindustrie“. (V.2)
Nun möchte ich mich noch einmal zum Schluss auf den bereits mehrfach erwähnten Kontrast zwischen den Versen 9 – 13 und dem bisherigen Verlauf konzentrieren.
Denn hier wird ein neuer Ort eingebracht, und der Wald aus den vorherigen Versen, wird als „Zauberwald Merlins“ (V.9) benannt. Weiterhin geht es nur um irreale Dinge, wie das Einhorn, welches er dann auch für die Menschen erläutert, die die irreale Welt bereits vergessen haben.
Denn der Zauberwald Merlins und das Einhorn sind beides Dinge, die die Menschen heute nicht mehr wollen. Günter Eich nennt es die „vergessene Zukunft“ (V.13). Das lässt sich so interpretieren, dass die vorher genannten Begriffe in der Idee der Zukunft der Menschen stehen, und die Magie, an die früher geglaubt wurde, nun keine Rolle mehr spielt.

Komme ich nun zum Vergleich der beiden Gedichte.
Inhaltlich lässt sich sagen, spielt in beiden Gedichten der Wald eine große Rolle. Jedoch ist die Bedeutung dessen in beiden unterschiedlich.
In dem Gedicht von Hölderlin steht der Wald für die Spannung des Einzelnen zur Gesellschaft, bei Eich hingegen für direkte Gesellschaftsprozesse, die über das mögliche Bild des Menschen handeln.
Zudem weist das Gedicht von Hölderlin eher einen Zeitbezug zur Aufklärung und zur Klassik auf, Eich schafft eher einen Zeitbezug zur Gegenwart. Er stellt die gesellschaftliche Not in einer ungeschmückten Standortbestimmung dar, in der Fantasie keine Zukunft haben wird. Hier ist der Wald nur ein Wirtschaftsfaktor, also kein frei gestalteter, natürlicher Raum, sondern etwas, das vom Menschen kultiviert und ausgebeutet wurde. Es stellt das Symbol von einer durch Technik, Wissenschaft und Ökonomie geprägte Gesellschaft dar, welcher droht das magische verloren zu gehen.
Bei „die Eichenbäume“ ist das etwas anders. Hier stehen die Eichen als Bild für das Genie und ihr Zusammenleben für ein aufklärerisches und klassisches Ideal. Denn die Individuen bilden aus freiem Willen heraus eine Gemeinschaft, die Platz für Selbstverwirklichung und Geborgenheit bietet, etwas, dass in Eichs Gedicht dabei ist zu verschwinden.
Auch formal unterscheiden sich die Gedichte.
Beide weisen zwar hat kein Reimschema und keine sichtbare, äußere Gliederung auf, jedoch haben beide nur eine, sichtbar abgegrenzte Strophe.
Zudem weist das Gedicht „die Eichbäume“ ein lyrisches Ich auf, „Wald, Bestand an Bäumen, zählbar“ jedoch nicht.
In den stilistischen Mitteln unterscheiden sie sich ebenfalls sehr. Da Eichs Gedicht fast nur aus einzelnen Worten besteht, lassen sich hier viele Alliterationen finden, das von Hölderlin ist mit vielen Vergleichen und wertenden Adjektiven gespickt. Zudem arbeitete Eich eher mit harten Kontrastbilder, was bei Hölderlin kaum bis gar nicht zu finden ist. Ebenfalls wurden bei ihm keine Einschübe und Erklärungen vorgenommen, wie sie bei Eich in Form von Fußnoten zu finden sind.
Beide Autoren geben eine Kritik an die Gesellschaft ab, Eich jedoch radikaler und direkter als Hölderlin. Sie haben beide das Ziel aus eben jener Gesellschaft zu fliehen, Hölderlin in den Wald und Eich in die Fantasie, die seines Erachtens nach von den Menschen vergessen wird.
Was ja auch auf die Entstehungszeit des Gedichts zu schließen Sinn macht. Zur aufklärerischen Zeit Hölderlins, war die Sehnsucht und der Wunsch nach Freiheit essentiell und somit ist es auch nur logisch, dass sich Dichter wie er damit auseinandersetzten.
Eichs Gedicht wurde hingegen viele Jahre später verfasst, nach einem Krieg, der die Magie aus der ganzen Welt gesaugt hat. Seine Ansichten sind weniger verträumt, sie kritisieren eher direkt und zeigen mit festen, kaum fehlzuinterpretierenden Worten, wo die Probleme dieser Welt liegen.
Jedoch hatten beide Dichter die Intention, den Leser zum Nachdenken anzuregen. Hölderlin über die Gesellschaft und Eich über die Situation, in welche jene Gesellschaft alles brachte.
So lässt sich also schlussendlich sagen, dass mit den Gedichten „die Eichbäume“ und „Wald, Bestand an Bäumen, zählbar“ mehr als nur literarische Eindrücke eines Waldes geschildert, und somit zwei gesellschaftskritische Gedichte geschaffen wurden, die beide auf ihre Art faszinierend und außergewöhnlich sind. 

Freitag, 1. Juni 2018

WALD, BESTAND AN BÄUMEN, ZÄHLBAR - Günter Eich

Wald, Bestand an Bäumen, zählbar,
Schonungen, Abholzung, Holz‑ und Papierindustrie,
Mischwald ist am rentabelsten
Schädlinge, Vogelschutz
Wildbestand, Hege, Jagdgesetze
Beeren, Bucheckern, Pilze, Reisig
Waldboden, Wind, Jahreszeiten,
Zivilisationslandschaft

Zauberwald Merlins 
Einhorn (das Tier, das es nicht gibt)
das uns bevorsteht, 
das wir nicht wollten 
die vergessene Zukunft

Donnerstag, 31. Mai 2018

Die Eichbäume - Friedrich Hölderlin

Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
5
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt` und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
10
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
15
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen.