Analyse - Der goldene Topf (1814)
Ich
habe mich mit dem Auszug aus der Novelle von E. T. A. Hoffmann „Der
goldene Topf“ (1814) beschäftigt. Die Novelle ist eine romantische
Erzählung und kann in die literarische Gattung der Märchen
eingeordnet werden. In einer ersten Deutungshypothese lässt sich
sagen, dass der Text von einem jungen Studenten namens Anselmus
handelt, an derem gesunden Geisteszustand man schon beim ersten Lesen
des Textes zweifeln kann.
Wir
erfahren, dass sich der junge Student am Abend unter einem
Holunderbaum befindet. In seiner unmittelbaren Nähe hört er
Geräusche, und es stellt sich heraus, dass diese von drei Schlangen
kommen, die sich durch das Geäst des Holunderbaumes bewegen. Hier
versucht der Autor, das Verhalten der Tiere in Worte zu fassen:
„Zwischendurch – zwischenein – zwischen Zweigen, zwischen
schwellenden Blüten [...]“ (Zeile 15-24). Er erfasste den Blick
von einen dieser Schlangen und entwickelt deutlich Gefühle für sie:
„[…] und Anselmus sah, wie eine Schlange ihr Köpfchen nach ihm
herabstreckte. Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer
Schlag, er erbebte im Innersten [...]“ (Zeile 41-44). Dann sprechen
nacheinander der Holunderbaum, der Wind und die Sonne zu ihm.
Schließlich geht die Sonne unter, eine weitere Stimme, diesmal
weiter entfernt, spricht zu ihm und dann verlassen die Schlangen den
Holunderbaum.
Um
die Struktur des Textes zu beschreiben, kann man sagen, dass er nicht
keine eindeutige Gliederung hat, wenngleich er in einzelne Abschnitte
unterteilt ist. Die Novelle zeigt in diesem Auszug wenig Spannung,
jedoch könnte man an der Stelle, an der Anselmus Gefühle für die
Schlange entwickelt, einen Höhepunkt festmachen. In dem Text finden
wir im besonderen Maße Metaphern, Übertreibungen,
Personifikationen, von denen ich einige im folgenden nennen werde.
Die Metaphern und Übertreibungen zeigen, dass Anselmus eine sehr
Gefühlvolle Person ist und die Personifikationen verdeutlichen die
Naturverbundenheit, die der Autor anscheinend zwischen Anselmus und
den personifizierten Dingen aufbauen will.
Metapher:
„[…] als schüttle der Abendwind die Blätter [...]“ (Zeile
6-7); „[…] es war, als ertönte die Blüten wie aufgehangene
Kristallglöckchen[…] (Zeile 10-11); „[…] Dreiklang heller
Kristallglocken […] (Zeile 29-30)
Übertreibungen:
„[…] unaussprechliche Sehnsucht […] (Zeile 46); „[…] nie
gekanntes Gefühl der höchsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes
seiner Brust zersprengen […] (Zeile 46-48); „Und wie er voll
heißem Verlangens immer in die holdseligen Augen schaute […]
(Zeile 49-50); „[…] in tausend Flämmchen […]; „[…] wurde
heißer die Sehnsucht, glühender das Verlangen.“ (Zeile 68-69);
„[…] war wie herrlicher Gesang von tausend Flötenstimmen[...]“
(Zeile 72)
Personifikationen:
„Der Holunderbusch rührte sich und sprach:“ (Zeile 55); „Der
Abendwind strich vorüber und Sprach:“ (Zeile 59); Die
Sonnenstrahlen brachen durch das Gewölk, und der Schein brannte wie
in Worten:“ (Zeile 62-63)
„Der
goldene Topf“ ist eine typische Erzählung der Romantik, da sie
viele Ideen dieser literarischen Epoche aufgreift. Die romantischen
Dichter hielten nicht viel von der Industrialisierung des 19.
Jahrhunderts und strebten nach Geheimnisvollen Dingen und mythischen
Welten. (vgl. Quelle: wortwuchs.net). Das zeigt sich auch in dieser
Novelle, wenn beispielsweise Nicht-Lebende Dinge Sprechen können,
oder Tiere ganze Worte von sich geben können. Für diese Zeit ist es
üblich, und besonders auch für den Autor E. T. A. Hoffmann,
Unheimliches in die Erzählungen mit einfließen zu lassen, was
möglicherweise auch das Verhalten zwischen Anselmus und der Schlange
erklären könnte.
Meine
anfängliche These, Anselmus sei nicht bei klarem Verstand, konnte
ich zumindest in dieser Analyse nicht ausdrücklich widerlegen.
Jedoch könnte man in diesem Fall mit den Merkmalen der Romantik
argumentieren, die ich eben bereits angeführt habe.
Sprechende Tiere? Die gibt's doch in der Fabel! Und die sind (meist) typisch für die Aufklärung! (Didaktische Absichten, Leser Belehren, typische Rollen verkörpern [dummes, schwaches Schaf; trickreicher Fuchs usw.)
AntwortenLöschenWarum gibt es denn nun sprechende Tiere in der Romantik? Die selben Gründe oder wie?